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Vorlesungsmanuskript

Eine Vorlesung von Antonia Pöhlmann 19.Januar 2006

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Herr Dechardt sagte, dass es schlimm mit mir enden würde.

Herr Diggert stellte mich in die Ecke und schlug mir ein Buch auf den Kopf.

Hinterrücks.

Herr Koldenger brüllte, dass ich  auf die Sonderschule gehöre und zu blöd zum Scheissen sei.

Eigentlich kein Wunder, denn wo man frisst, da scheisst man nicht. Das wissen wir alle.

A Quadrat plus b Quadrat gleich c Quadrat; das bedeutet Liebe. Was soll daran falsch sein?

Sie werden verstehen, dass ich mich lange mit der Frage beschäftigt habe:

Wie kann ich mich der Prüfungssituation entziehen?

Was tut eine Bürgerin, wenn sie die Angst am Nacken packt?

Ganz klar. Sie nimmt ein Buch zur Hand. Schlägt nach und liest.

Die Prüfung...Zitat aus Foulcault

Und kehre Alles um.

Wissen ist Macht. Macht bedeutet Kontrolle.

Kontrolle über Sie. Die meinen, mehr zu wissen.

Aus Angst resultiert das Bedürfnis nach Kontrolle, nach Systemen; das Bedürfnis nach Macht.

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Alle wollen wir glücklich sein.

Doch was ist Glück?

Die Basis von Glück ist Freiheit. Freiheit ist das Gegenteil von Machtbedürfnis. Freiheit bedeutet frei sein von Angst.

Freiheit ermöglicht die Berührung mit dem Göttlichen durch die geistige Überwindung des rationalen Prinzips als Dominante im Denksystem.

Und darum soll es in meiner Arbeit, in meinem Leben gehen.

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Meine Arbeit widmet sich nicht den Konstruktionen der Logik.

Die Logik ist der Versuch, Modelle zu entwerfen, Trivialisierungen, in denen der Mensch hofft, seiner Angst vor dem Chaos, dem Unendlichen Herr zu werden.

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Das logische Prinzip spiegelt dem Menschen eine scheinbare Überschaubarkeit seiner Situation vor; "hier stehe ich und kann nicht anders".

Aber die Welt ist eine "nicht triviale Maschine; synthetisch determiniert, analytisch unbestimmbar, vergangenheitsabhängig und unvoraussagbar."

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Die Sprache ist ein Kommunikationsmittel, aber kein Kommunikat, was bedeutet, dass Sie das, was ich sage, annähernd erst dann verstehen können, wenn Sie sich mit meinem Leben, der Geschichte der Emanzipation, meinem Umfeld und der Liste der Bücher, die ich gelesen habe und meinen Tagebüchern auseinandergesetzt haben. Wenn überhaupt.

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Ich sehe mich als Dienerin der Kunst; und Kunst ist nicht Wissenschaft.

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Zeitschrift des Vereins 1
Zeitschrift des Vereins 2

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Kontrolle Macht Überschaubarkeit

Die Vergangenheit ist irrelevant.

Ich sehe Sie Alle. Sie sehen mich.

Aber; Sie sitzen.

Ich positioniere mich außerhalb  von Ihnen.

Ich positioniere mich außerhalb des Kunstgeschehens.

Ich positioniere mich außerhalb der Kunstgeschichte.

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"Das Weib ist das niedrig gewachsene, schmalschultrige, breithüftige und kurzbeinige Geschlecht, dass man als das unästhetische bezeichnen könnte.

Das Weib ist eine Art Mittelstufe zwischen dem Kind und dem Manne, als welcher der eigentliche Mensch ist." (Schopenhauer).

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Sie werden verstehen, warum ich die Autoritäten der Vergangenheit nicht mehr begreifen und nicht mehr nennen will.

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Ich muss keine Namen nennen.

Die Sprache der Kunst ist nicht die Sprache. Das Thema der Kunst ist nicht die Logik.

Nicht jetzt.

Da muss noch etwas Anderes sein. Edel soll der Mensch sein, hilfreich und gut.

Heute würden wir sagen; Alles ist nichts ohne die Liebe. Denn es ist zu einfach, ein Arschloch zu sein.

Ironisch waren wir mit elf, Zynismus beherrschten wir mit vierzehn.

Und Raffinesse ist die Weisheit der Pupertät und des Kleinbürgertums. Keine Herausforderung; kein Wert. Kein Ziel.

Wie also weiter?

Wir wissen und verstehen soviel und auf so vielen Ebenen, dass wir die Basis des menschlichen Seins, die Basis der menschlichen Werte verloren haben.

Was sind Basiselemente des menschlichen Seins?

Die Liebe- der Glaube - die Hoffnung.

Wir kennen die Worte, aber wir spüren die Inhalte nicht mehr.

Was also tun? Res artis sum. Die Kunst bin ich. Und bin berufen.

Ich stehe jetzt vor Ihnen. Dann nicht mehr.

Wir gehen zum Ursprung zurück.

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Die Trinität des Destruktiven

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Die Trinität des Destruktiven verläuft linear.

Aus Unwissenheit entsteht Ehrgeiz, entsteht Gewalt.

Unwissenheit - Ehrgeiz - Gewalt, genannt die drei bösen Gesellen, sind die drei menschlichen archaischen Eigenschaften, die den freien Fluß der Energien bremsen und verhindern. Sie verhalten sich destruktiv.

Die drei bösen Gesellen zerschmettern menschliche Potenzen.

Die drei bösen Gesellen begegnen dem Menschen auf dem Weg der Erkenntnis.

Wer sie überwindet, hat Einblick ins Göttliche und ist in der Lage, sein menschliches Potential voll auszuschöpfen.

Die drei bösen Gesellen machen den Menschen unglücklich, weil sie verhindern, dass er sich zu seiner ganzen menschlichen Größe erheben kann.

Sie bilden den Sand im Getriebe der Trinität des Konstruktiven.

Glück bedeutet frei sein von ihnen.

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Die Trinität des Konstruktiven

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Die Trinität des Konstruktiven bewegt sich im Dreieck, beziehungsweise im Kreis.

Liebe - Glaube - Hoffnung. Licht.

Ohne Liebe kann man nicht glauben und hoffen.

Ohne Hoffnung kann man nicht glauben und lieben.

Wenn man keinen Glauben hat, kann man keine Hoffnung entwickeln und keine Liebe.

Die Trinität des Konstruktiven ist Basis menschlicher Empfindung und menschlichen Seins.

Die Formel des menschlichen Überlebens.

Durch die Trinität des Konstruktiven können Energien fließen, die Bewegung erzeugen.

Moleküle fangen an zu  vibrieren und übertragen sich auf ihr Umfeld.

Eine Veränderung beginnt.

Die Botschaft von Christus und anderen Propheten beruft sich auf diese Formel des menschlichen Daseins.

Wenn ich die bösen Gesellen in meinem Herzen überwinde, werden Energien frei, die das Positive zu meinem Nächsten und damit in die Welt transportieren kann.

Das Positive ist ansteckend, wenn es durch die Trinität des Konstruktiven in Bewegung kommt.

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Glück

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Die Basis von Glück ist Freiheit

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Freiheit

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Die Basis der menschlichen Freiheit ist die Überwindung von Angst.

Angst ist eine Folge von Unwissenheit, Ehrgeiz und Gewalt.

Wenn der Mensch anerkennt, dass er sterben wird, dass der Tod ein Teil des Lebens ist, dann wird er in der Lage sein, die Angst vor dem Chaos zu überwinden und ohne manifestierte Ordnung in Freiheit und in der Gegenwart zu leben.

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Ich glaube, also bin ich.

Ich hoffe, also bin ich.

Ich liebe, also bin ich.

Bin ich frei.

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Macht ist kein Wert des 21.Jahrhunderts.

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Perfektion, Ästhetik, Normierung, Nummerierung, Gleichmachung, Überwindung von Menschlichkeit sind keine Ideale des zweiten Jahrtausends.

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Der Traum vom stählernen Menschen (zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl, flink wie ein Windhund) wird überwunden.

Das patriarchiale System befindet sich in Auflösung.

Damit werden zweitausend Jahre römisch - katholischer Menscheitsgeschichte irrelevant.

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Vor was fürchtet sich der Prüfer?

Denn er ist auch ein Mensch. Ich kann sprechen. Und ich kann bauen.

Konstruieren.

Konstruktieren von Wirklichkeiten.

Und damit sind wir schon beim Thema.

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Ich stand im Hauptraum der Secession.

Das Licht begann grünlich zu schimmern und die Idee, die Vision entstand vor meinen inneren Augen.

Ich wählte den Raum nicht aus. Der Raum wählte mich.

"Der Raum behauptet mich". Ich war erleuchtet.

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Der Raum will eine Art von Tempel bieten, in dem man der Reizüberflutung durch Konsum, Lärm, Bilderfluten und Medien entfliehen kann.

In diesem Tempel soll geheiligt werden, was in Zukunft vergangen sein wird.

Das Spezielle, das Eigenartige, die Liebe, die Empfindsamkeit.

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Die Ruhe und visuelle Leichtigkeit soll dem Besucher Leerraum schaffen, durch den er wieder Kraft schöpfen und eigene, nicht durch Konsumzwang, Meiden und Werbung vorformulierte Sehnsüchte entwickeln kann.

Die durch das urbane Leben eingezwängten Sinne sollen Raum bekommen, sich entknittern und ihr ganzes Potenzial entfalten können.

Die Installation und die Enzelarbeiten sollen dazu als Inspirationsquelle dienen.

Der Aufenthalt darin soll den Besucher reinigen von der Macht der drei bösen Gesellen, die da heißen: Unwissenheit - Ehrgeiz - Gewalt.

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So entstand das Konzept für eine Rauminstallation in der Secession, die ich im nächsten Jahr - als Präsidentin in das Museum für universale Kunst - umbenennen werde, und das ich heute vorstellen möchte.

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Die Projektleitung übernimmt der Verein zur Überwindung des Zwanzigsten Jahrhunderts in Europa.

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